Eine aktuelle Umfrage, die 2021 unter 169 Mitgliedern der SAPinsider-Community durchgeführt wurde, ergab, dass nur 23 % von ihnen nicht planen, SAP S/4HANA einzuführen. Die verbleibenden 77 % nutzen entweder SAP S/4HANA bereits, führen es derzeit ein oder evaluieren den Business Case. Eine ähnliche Umfrage aus dem Jahr 2019 ergab, dass 74 % der Mitglieder der DSAG einen Wechsel zu SAP S/4HANA in Erwägung ziehen. Diese Ergebnisse zeigen, dass Unternehmen sich darüber bewusst sind, dass sie mit einem Wechsel zu SAP S/4HANA ihre digitale Transformation schneller abschließen können.
Doch auch wenn die Migration zu SAP S/4HANA den Unternehmen ermöglicht, ihr letztendliches Ziel – die digitale Transformation – effizienter zu erreichen, wird die Komplexität der Migration häufig unterschätzt. Dies kann zu unrealistischen Zeitplänen, Budgetüberschreitungen oder einer Zielarchitektur führen, die nicht auf Prozessoptimierung und Innovation ausgelegt ist. Im ersten Blogbeitrag unserer Reihe beschreiben wir die Ursachen für die Komplexität und die Herausforderungen, denen Unternehmen bei der Vorbereitung und Umsetzung der Transformation begegnen.
Viele Wege führen nach Rom
Die Komplexität ergibt sich aus den unterschiedlichen Optionen für die Implementierung und dem Übergang zu SAP S/4HANA. Es gibt zwei Varianten von SAP S/4HANA: SAP S/4HANA On-Premises (AnyPremise) und SAP S/4HANA Cloud. Beide basieren auf demselben Datenmodell, unterscheiden sich aber in ihrer Semantik, in der Nutzererfahrung und in den Bereitstellungsoptionen. Während SAP S/4HANA On-Premises sowohl auf den eigenen Systemen als auch in der Cloud bereitgestellt werden kann, liegt die Cloud-Version, wie der Name schon sagt, nur in der Cloud. Außerdem gibt es drei verschiedene Cloud-Optionen: öffentlich, privat oder hybrid.
Im Allgemeinen gibt es drei verschiedene Transformationspfade:
Eine Erstimplementierung (häufig „Greenfield” genannt) ist die erste Option, und die einzige für SAP-Neukunden. Aber auch wenn Unternehmen bereits SAP-Anwender sind und SAP ECC 6.0 einsetzen sowie eine Standardlösung auf der Grundlage von SAP Best Practices implementieren möchten, könnte dies die richtige Option sein. Mit dieser Lösung sind sie flexibel, wenn sie Innovationen übernehmen wollen, vor allem wenn Ihre Transformation geschäftsorientiert ist.
Die zweite Möglichkeit ist die Konvertierung eines bestehenden SAP ECC 6.0-Systems („Brownfield”-Migration). Sie erfordert normalerweise weniger Aufwand und eine kürzere Implementierungszeit als die erste Option. Wenn die Migration IT-gesteuert ist und Unternehmen die bestehenden Geschäftsprozesse, das Customizing und den eigenentwickelten Code beibehalten wollen, könnte dies der richtige Ansatz sein. Dabei besteht allerdings die Einschränkung, dass SAP S/4HANA Cloud als Zielversion nicht infrage kommt.
Als dritte Möglichkeit können Unternehmen auch eine sogenannte „hybride“ oder „BLUEFIELD™-Migration“ durchführen. Diese bietet sich an, wenn beispielsweise eine komplexe IT-Struktur aus SAP- und Nicht-SAP-Anwendungen besteht und Daten selektiv konsolidieren und migrieren sollen oder eine Neugestaltung der Geschäfts-, Anwendungs- oder Technologiearchitektur geplant ist. Da dies ein sehr komplexer Weg ist, muss sorgfältig geplant und darauf geachtet werden, alle Risiken zu minimieren.
Eine genaue Auswahl der Bereitstellungsoptionen und die Implementierung konformer Architektur gemäß des gewählten Transformationspfads hängen mit einer intensiven Prüfung der IT-Architektur und Betriebsführung zusammen. Auch wenn dies bereits eine zentrale Rolle einnimmt, sind es nicht die einzigen potentiellen Schwierigkeiten.
Die wichtigste Innovation, die SAP S/4HANA im Bereich der Technologie bietet ist In-Memory Computing. Es führt zu einer Verbesserung der Datenverarbeitungsleistung, unabhängig davon, ob es um Aufbereitung, Aggregation, Abgleich oder Replikation von Daten geht. Die Vorteile dieser Technologie können jedoch nur voll ausgeschöpft werden, wenn Geschäftsprozesse neu gestaltet werden, um die technologischen Verbesserungen zu nutzen. Dies ist eine Herausforderung für jedes Unternehmen, das SAP S/4HANA einführt. Neben In-Memory Computing ermöglichen das im Vergleich zu SAP ECC vereinfachte Datenmodell in SAP S/4HANA sowie integrierte Analysefunktionen als Modell für betriebliches Berichtswesen Unternehmen, Geschäftsprozesse und -praktiken effizienter auszuführen, einschließlich Analysen und Berichten. Es ist sinnvoll, die bestehenden Prozesse und Praktiken zu analysieren, die auf den Einschränkungen der älteren Technologien basieren, und die Anforderungen zu ermitteln, die aufgrund dieser Beschränkungen nicht erfüllt werden.
Außerdem bietet SAP Fiori, eine Technologie, die bereits in SAP ECC integriert war, aber mit SAP S/4HANA wieder an Bedeutung gewonnen hat, eine neue rollenbasierte Nutzererfahrung für SAP S/4HANA in allen Geschäftsbereichen, die sich auf die Art und Weise konzentriert, wie Mitarbeitende ihre täglichen Aufgaben erledigen. Diese stellt die Innovationen von SAP S/4HANA den Geschäftsanwendern zur Verfügung und bildet die bevorzugte Methode für alle Neuimplementierungen von SAP S/4HANA. Es ist daher sehr wichtig, bereits zu Beginn einer SAP S/4HANA-Implementierung oder eines Migrationsprojekts über die Nutzung und Implementierung von SAP Fiori-Apps nachzudenken, oder dies bereits bei den Vorbereitungsaktivitäten zur Festlegung einer Umsetzungsstrategie zu betrachten.
Zusammenfassung
Es kann herausfordernd sein, unter den verschiedenen und komplexen Optionen eine passende Implementierungslösung für SAP S/4HANA zu finden. Die Auswahl der am besten geeigneten Lösung hängt vom Budget und Zeitrahmen des Unternehmens ab sowie von der aktuellen Situation und dem gewünschten künftigen Zustand. Da jede Implementierungsmethode ihre eigenen Herausforderungen mit sich bringt, ist es ratsam, sorgfältig zu planen. Gut ausgebildete externe Berater können helfen, die Risiken zu mindern. Neben einem erfahrenen Implementierungsteam ist es wichtig, die Endanwender mit den Vorteilen von SAP S/4HANA vertraut zu machen. Darüber hinaus vereinfacht die Verwendung von SAP Fiori die Nutzererfahrung für SAP-Anwendungen auf jedem Gerät.
Im zweiten Beitrag der Blogserie werden wir uns mit den Herausforderungen befassen, die für die SAP S/4HANA-Umstellung („Brownfield”-Migration) spezifisch sind